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30. März 2020
Media Research & Development

Journalismus retten durch Kollaboration?

Journalismus retten durch Kollaboration?

Unser R&D Fellow, Michael Seidel, forschte bei uns 2 Monate zum Thema Kollaboration im Journalismus. In seinem ersten Beitrag hat er uns in seine Überlegungen eingeführt. Hier sind seine Ergebnisse des R&D Fellowships:

Wenn wir über das Potenzial von Kollaboration sprechen, müssen wir uns vor Augen halten, dass sich die Medien und Experten jeweils in einer Konkurrenzsituation befinden. Das klingt erstmal nach einem zweischneidigen Schwert – das aber großen Wert schaffen kann, wenn es uns gelingt, die Hürden damit zu zerschlagen. Hier sind einige meiner Erkenntnisse aus dem R&D Fellowship beim Media Lab Bayern.

Medien und Experten kooperieren systematisch bei Informationsvermittlungsprozessen, verbessern dadurch Inhalte, also die Qualität der Information, die bei den Menschen ankommt und im Endeffekt treffen wir alle bessere Entscheidungen für unser gemeinsames Leben. Klingt simpel, oder? Normalerweise folgt auf solch große Visionen und Ideen schnell Ernüchterung und die Recherche zeigt: ist nicht möglich, gibt es schon, et cetera. Auch bei meiner Vision haben sich Hürden aufgetan, die aber durchaus mit progressiven Methoden zu bewältigen sind. Lasst uns in ein paar meiner Erkenntnisse eintauchen.

Der Status der Kollaboration und Exklusivität

Aktuell finden sich Journalisten verschiedener Medien meist zusammen, wenn sie gemeinsame Interessen haben und die Arbeit ob der schieren Menge an Quellen oder der Komplexität gemeinsam bewältigt werden muss, wie beispielsweise beim Leak der Panama Papers. Trotzdem stellen sich dann sehr schnell Fragen wie: Wer veröffentlicht den Artikel zuerst und in welcher Form? Wer beleuchtet welchen Aspekt? Selbst also innerhalb etablierter Kollaborationsnetzwerke gibt es das Problem der Exklusivität. Wenn ich nicht als erster die brisantesten Informationen veröffentliche, büße ich Klicks oder Käufe und im Endeffekt Geld ein - was in Zeiten des versagenden Medienmarkts alles andere als im Interesse des Verlags ist.

Aus dieser Situation entstehende Probleme wie das der Exklusivität tauchen auch in anderen Prozessen journalistischer Arbeit auf, beispielsweise bei der Expertenauswahl. Meine Recherchen, Befragungen und Tests haben gezeigt, dass Experten oft eher nach Kriterien wie Verfügbarkeit und Exklusivität und weniger nach schwer einzuschätzender Kompetenz ausgewählt werden.

Andererseits stimmt jeder zu wenn man sagt, dass jeder Mensch die bestmöglichen Informationen, also Zugriff auf die größtmögliche Annäherung an die Wahrheit erhalten müsste, damit wir schnell Lösungen, Aufmerksamkeit und Mehrheiten für dringliche und globale Probleme finden. Hier stehen also mehrere Interessen im Gegensatz zueinander, oft von ein und den selben Akteuren.

"Dann ist der Markt um journalistische Informationen das falsche System", mag der Kritiker jetzt entgegnen. Nur ist nicht das grobe System ausschlaggebend für seine Effizienz oder Problembewältigungsfähigkeit, sondern die Art und Weise, wie genau darin agiert wird. Denn interessant ist, dass sich trotz der Widersprüchlichkeit zwischen Ideal und Realität bereits viele kooperative Verhaltensweisen in den Alltag von Journalisten eingefunden haben: Pressemitteilungen und -veranstaltungen, Onlinerecherche bei Konkurrenten/Kollegen oder die Nutzung von Informationsdiensten. Die Entwicklung in einen neuen Journalismus findet bereits statt, nur bedarf es der nächsten, großen Schritte, mit denen wir uns so schwer tun. Da es aktuell keine realistische Alternative zum System gibt, müssen sich visionäre Lösungsansätze darin einfügen, den Kunden in den Mittelpunkt stellen und um unumgängliche Hürden herum gestaltet werden.

Die Expertenprobleme

Journalisten und Medien sind nur ein Teil der Informationskette, die am Ende zur Information des Individuums führt. Oft sitzt neben dem Journalisten der Experte, der die wichtigen Informationen liefert, die der Journalist dann einordnet und für den Leser bekömmlich macht. Dieser hat wiederum andere, ganz eigene Probleme. Ohne jetzt den Umfang dieses Artikels sprengen zu wollen, möchte ich hier nur stichpunktartig einige davon nennen:

  • Der Druck im Forschungsbereich wird ebenfalls immer größer, weil die Zahl der Veröffentlichungen massiv ansteigt. Die knappe Zeit für Wissenschaftskommunikation sinkt weiter.
  • Wissenschaftskommunikation hat praktisch keinen Einfluss auf die Karriere eines Forschers.
  • Wie für Medien ist es auch für Organisationen wie Forschungseinrichtungen eine Herausforderung, den richtigen Adressat für ihre Informationen zu finden.

Projekt Meta.link

Im R&D Fellowship beim Media Lab Bayern habe ich mit Meta.link ein Konzept für eine kollaborative Software erarbeitet und meine Lösungsansätze rund um die Probleme von Journalisten und Experten entworfen. Dieses stieß bisher bei zahlreichen Medien und den größten Wissenschaftsorganisationen Deutschlands auf Interesse und erste Partnerschaften zur Kooperation sind auf dem Weg.

Ich mache also voller Zuversicht weiter und bin jetzt auf der Suche nach Mitgründern. Aktuell suche ich einen Data Scientist sowie einen Vertriebsmanager, bin aber auch offen für alternative Vorschläge. Wenn du interessiert bist, schreib mich gern direkt an oder sende mir eine Mail an michael@meta.link.

R&D Fellwoship

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Text: Michael Seidel
Photo: Ekrulila on Unsplash
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