Abschlussarbeiten im Media Lab | 14.08.2020

Eine Nachrichten-App für Jugendliche: The next big thing?

Kinder und Jugendliche besitzen immer früher ihr eigenes Smartphone. Das Interesse an klassischem Fernsehen, Zeitunglesen oder Radiohören nimmt dabei immer weiter ab. Kinder und Jugendliche sind aber dennoch am aktuellen Geschehen interessiert, weswegen es umso wichtiger ist, innovative Formate zu schaffen, die sie mit Nachrichten versorgen. Doch wie geht das?

Vor einigen Wochen setzte ich mich abends vor den Fernseher und zappte durch das Programm. Als ich kurz bei der Kinder-Nachrichtensendung „logo!“ des ZDF hängen blieb, fragte ich mich, ob es das Format mittlerweile auch als Smartphone-App gibt. Gibt es nicht. Und ich musste feststellen, dass für Kinder und Jugendliche so gut wie kein digitales, innovatives Angebot an Nachrichtenformaten existiert. Diese Erfahrung nahm ich als Anlass, mich mit dieser Thematik genauer zu befassen und meine Bachelorarbeit dem Thema “Innovative Nachrichtenformate für Kinder und Jugendliche” zu widmen. Ich bewarb mich beim Media Lab Ansbach für ein Abschlussarbeit-Stipendium. Zunächst galt es aber noch herauszufinden, wie relevant das Thema für junge Nutzer*innen in der Realität tatsächlich ist. Dafür habe ich im zweiwöchigen Basic Research Program des Labs mehrere Nutzer:innen- und Expert:inneninterviews durchgeführt.

Wie nutzen Kinder und Jugendliche die Medien heutzutage?

Voraussetzung für eine eigene Befragung war es, eine theoretische Grundlage zu schaffen und erst einmal in Erfahrung zu bringen, wie Jugendliche heutzutage Medien konsumieren. Aktuelle Ergebnisse zur Mediennutzung zeigen, dass nahezu alle 12- bis 19-jährigen Mädchen und Jungen ein Smartphone besitzen und mehrmals täglich damit das Internet und die Sozialen Medien nutzen. Aus dem Forschungsstand lässt sich schließen, dass Jugendliche immer früher ein eigenes Smartphone besitzen. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist bei 14- bis 29-Jährigen ein starker Trend zu digitalen Beiträgen im Internet erkennbar. Knapp 40 Prozent von ihnen informieren sich aktiv zu politischen Themen. Das macht die Frage noch interessanter, welche innovativen Nachrichtenformate für die Altersgruppe wohl die Zukunft prägen könnten. Mit diesen ersten eigenen Rechercheergebnissen startete ich also in meine Expert:innen- und Nutzer:inneninterviews. Die Interviewbögen dafür entwickelte ich in enger Abstimmung mit Tobias und Svenja vom Media Lab Ansbach. Sie unterstützten mich auch bei der Recherche meiner beiden Expertinnen. Insgesamt interviewte ich in den zwei Wochen eine freie Autorin, eine Referentin des FWU (Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht) und neun Schüler:innen eines Gymnasiums im Alter von elf Jahren.

Was waren die wichtigsten Erkenntnisse aus der Befragung?

  1.     Die Lebenswelt der Jugendlichen spielt eine entscheidende Rolle

Die von mir interviewten Expertinnen waren sich einig: Grundvoraussetzung für die Entwicklung eines Nachrichtenformats für Kinder und Jugendliche ist die Erforschung ihrer Lebenswelten. Was interessiert die Kinder und Jugendlichen von heute? Was sind ihre Themen? Hier können Anknüpfungspunkte gefunden werden, die man mit politischen Themen verbinden kann. Dabei ist vor allem auf eine verständliche Sprache und einfache Darstellung zu achten.

  1.     Politische Themen sollten verstärkt aufbereitet werden

In meinen Interviews mit den Nutzer:innen stellte ich fest, dass 11-Jährige durchaus interessiert an politischen Themen sind. Eines der Kriterien bei innovativen Nachrichtenformaten für Kinder und Jugendliche sollte es also sein, dass auch politische Themen aufgegriffen und anschaulich erklärt werden. Kritische Themen wie Konflikte, Terroranschläge oder Naturkatastrophen dürfen nicht ausgeschlossen werden. Auch die Expertinnen bestätigten mich in dieser Annahme: Wenn Kinder und Jugendliche die Sozialen Medien nutzen oder im Internet surfen, stoßen sie früher oder später sowieso auf diese Inhalte. Deshalb ist es umso wichtiger, sie in einem angemessenen Rahmen zu informieren und die Geschehnisse einzuordnen.

  1.     Videos sind sehr gefragt

Kinder und Jugendliche von heute sind außerdem stark audio-visuell geprägt. Die meisten gaben an, zur Vor- und Nachbereitung auf den Unterricht YouTube zu nutzen und sich Lernvideos zu bestimmten Themen anzuschauen. Auch Inszenierungen, Quizze oder Animationen sind sehr beliebt. Bei der Entwicklung eines neuen Formates sollte also am besten ein Mix aus verschiedenen Darstellungsformen und interaktiven Elementen entstehen.

  1.     Jugendliche interessieren sich für das weltweite aktuelle Geschehen

Kinder und Jugendliche sind neugierig. Sie wollen die Welt verstehen und wissen, was passiert. Wenn sie sich mit ihren Freunden oder der Familie treffen, wollen sie mitreden können und sich über aktuelle Themen austauschen. Sie wollen in keinem Fall ausgeschlossen werden. Viele der Befragten schauen mit ihren Eltern Nachrichtensendungen wie die Tagesschau, tun sich aber schwer, diese zu verstehen. Einige von ihnen schauen auch begeistert die Kindernachrichtensendung „logo!“. Diese ist ihnen aber oft zu kurz und knapp und manche wollen nicht auf Sendezeiten angewiesen sein. An dieser Stelle wäre ein neues digitales Nachrichtenformat, das Themen stundenaktuell und verständlich aufbereitet, genau das richtige.

Wieso eine App?

Eines wurde mir durch meine Interviews bestätigt: Ein neues Nachrichtenformat für Kinder und Jugendliche ist nötig. Es gibt zwar bereits Nachrichtensendungen im Fernsehen, Kinder-Suchmaschinen oder Print-Nachrichtenmagazine für Jugendliche, dennoch fehlen Formate, die speziell für das Smartphone entwickelt wurden. Kinder haben oft nur begrenzten Internetzugang und ein Kanal auf den Sozialen Medien ist für sie erst ab einem bestimmten Alter zugänglich, außerdem befindet sich dort auch nicht-jugendfreier Content. In einer App könnten die Themen kontrollierter jugendgerecht aufbereitet werden. Deswegen würde ich - Stand jetzt, nach meiner Befragung - eine App als sehr sinnvoll erachten.

Fazit

Meine Befragung hat mir gezeigt, dass es einen Bedarf an neuen digitalen Nachrichtenformaten für Kinder und Jugendliche gibt. Von einer Expertin wurden sie sogar als “the next big thing” bezeichnet. Insbesondere vor dem Hintergrund von Fake News ist es wichtig, vertrauensvolle und verständliche Medien für die jungen Menschen der Gesellschaft zu entwickeln. Ob speziell eine App die Lösung sein kann oder sich aus der weiteren Forschung noch ein anderer Kanal ergibt, wird sich im Laufe meiner Bachelorarbeit noch klarer heraus kristallisieren.

Lisa hat nun ihr Basic Research Program, den ersten Teil unseres Förderprogramms für Abschlussarbeiten, abgeschlossen und kann mit ihrer Bachelorarbeit bei uns richtig durchstarten. Wir sind gespannt, was wir noch alles Interessantes zum Thema Nachrichtenformate für Kinder und Jugendliche herausfinden dürfen!

Ein Artikel von

Lisa Herbst

Lisa Herbst arbeitete von September bis November im Media Lab Ansbach als Praktikantin und studiert im Bachelor Journalistik an der Katholischen Universität in Eichstätt. Sie interessiert sich für den Journalismus und insbesondere dessen Zukunft. Vor allem während ihres Auslandssemesters in Barcelona hat sie viel über Medieninnovation gelernt. Nach dem Studium möchte sie sich damit auch beruflich beschäftigen und an der Entwicklung neuer Formate mitwirken.

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