Die Corona-Krise hat die Arbeitsbedingungen für Medien und Journalismus massiv beeinträchtigt. Sie hat in manchen Bereichen Innovationen verhindert oder gebremst, war in anderen Bereichen aber auch Katalysator für Innovationen, die vor der Krise oftmals nicht so recht Fahrt aufgenommen haben – auf unterschiedlichen Ebenen sowohl der Prozesse als auch der Produkte: Die Arbeitskultur wurde auf digitale Tools für redaktionelle Planung, Workflows und Produktion umgestellt, was die Arbeit im „Home-Office“ ermöglichte. Live-Ticker, Podcasts und Daten-Visualisierungen sind nur drei Beispiele für Produktinnovationen, die in vielen – gerade auch lokalen Medienhäusern – erfolgreich Publikum erreichen.
Einerseits braucht es Krisen, damit sich Innovationen durchsetzen. Andererseits ist das nur die eine Seite der Medaille Innovation: Die andere Seite ist die mittel- und langfristig „gemanagte“, also die strategisch geplante und bewusst gewollte Innovation bei sich nicht blitzartig, sondern allmählich verändernden Rahmenbedingungen für Medien und Journalismus. Dass sich die Rahmenbedingungen vor allem durch die Digitalisierung der Medienwelt deutlich und dauerhaft verändern, steht außer Zweifel.
Wer Innovationen strategisch plant, geht systematisch und ganzheitlich vor und muss vielfältige Faktoren berücksichtigen. Wie steht es um Innovationen und Innovationskultur in deutschen publizistisch tätigen Medienunternehmen? – Dieser Forschungsfrage ging eine Studie nach, die sechs Studentinnen am Studiengang Journalistik mit Schwerpunkt Innovation und Management an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in Kooperation mit dem Media Lab Bayern durchgeführt haben.
Die Studie steht auf zwei Beinen:
- Mit einem quantitativen Fragebogen wurde vom 9.12.2019 bis zum 6.1.2020 das deutschlandweite Netzwerk des Media Labs befragt. Geantwortet haben 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Medienunternehmen, neun von Startups und drei von Förderinstitutionen.
- In einer qualitativen Fallstudie wurden innovative Bereiche des Medienunternehmens Pressedruck in Augsburg in Leitfadengesprächen befragt: der 2009 gegründete Corporate-Venture-Arm pd ventures mit zahlreichen Startup-Beteiligungen und der Entwicklungseinheit pd next sowie die im letzten Jahr neu gegründete redaktionelle Abteilung Audience Development/Conversion der Augsburger Allgemeinen.
Was kann man aus den Befragungen längerfristig lernen? Im Folgenden werden die Ergebnisse der quantitativen Befragung zusammengefasst und beispielhaft mit Lösungen aus Augsburg veranschaulicht. Am Ende fasst eine Checkliste zusammen, was jetzt in Medienunternehmen getan werden kann, um Innovationen zu fördern.