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30. November 2020
Media Research & Development

Audio ist das Medium der Zukunft

Audio ist das Medium der Zukunft

Die junge Leserschaft möchte lieber zuhören als lesen. Sie bestellen immer seltener Abonnements von Printmedien und das digitale Leseangebot reicht ihnen nicht aus. Wie wäre es, wenn man Zeitungs- und Magazinartikel ganz einfach als Audio streamen könnte? Wolf Weimer berichtet aus seinem R&D Fellow im Media Lab Bayern.

Die Kraft von Audio

Audio hat die Macht, Menschen in eine andere Welt zu versetzen. Ein paar Töne reichen und schon werden Assoziationen, Gefühle und Gedanken ausgelöst. Immer mehr Menschen nutzen Hörbücher, Podcasts und Home Assistants.

Tatsächlich gibt es Audio schon seit einiger Zeit: Das Radio war eines der ersten Massenmedien überhaupt. Während es in der traditionellen Form an Popularität verliert, gewinnen Streaming-Formate aller Art immer mehr Reichweite. Ideen, Informationen und Geschichten hören - das wird immer relevanter, da sind sich alle Prognosen einig. Eine PwC-Medienstudie aus diesem Jahr bewertet die Audiobranche mit 877 Millionen Euro als besonders starken Markt mit rasantem Wachstum.

Wer sich heute einen Podcast oder ein Hörbuch anhören möchte, kann dies überall tun. Der Ort spielt keine Rolle mehr. Das ermöglicht dem Nutzer verschiedene Welten gleichzeitig zu erleben: die Fixierung und Limitierung auf einen Bildschirm gibt es nicht mehr.

Das schönste Nebenbei-Medium der Welt

Wer Audioformate wählt, wird produktiver. Er kann sich mental fokussieren und ist frei, gleichzeitig Aufgaben zu erledigen: Das ist Multitasking par excellence. Manche sprechen bereits vom “schönsten Nebenbei-Medium der Welt”. Während unsere Sinne angesprochen werden, können wir das Beste in der Welt um uns herum erschaffen: Beispielsweise beim Zuhören die Sahara durchqueren, während wir eigentlich doch nur mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Oder wir lernen während des Abwasches wie man ein guter Rhetoriker wird.

Wer also das nächste Mal einen beeindruckenden Artikel liest und dabei abgelenkt wird, sollte sich vorstellen, was er noch hätte tun können oder wo sie noch hätte sein können, wenn sie den Inhalt einfach angehört statt gelesen hätte. Das ist dir zu viel Konjunktiv? Deswegen gibt es jetzt  ARTICLY.

Das Spotify für Zeitungen

ARTICLY ist so etwas wie das Spotify für Audio-Artikel. Die Idee dahinter ist, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel zu streamen und anhören zu können.

Viele Mitglieder der Generation Y abonnieren längst keine Printzeitungen mehr. Gleichzeitig ist ihr Interesse am Zeitgeschehen aber nicht zurückgegangen! Doch warum finden Digital-Abonnements diverser Medienhäuser nur spärlich Anklang? In einem User Interview im Rahmen des Media Lab Fellowship Programms erklärte der Junior Consultant Maximilian S.: “Ich habe die letzten Jahre alle möglichen Abos ausprobiert - Print und Digital. Aber am Ende des Tages musste ich feststellen, dass ich erstens nur einen Bruchteil des bezahlten Angebots konsumiert habe und zweitens, dass ich fast alles wieder vergessen habe, was ich so gelesen habe”.

Es hat sich wohl jeder schon mal über laufende Verträge geärgert, die er nicht genutzt hat. Das Test-Abonnement der Wirtschaftszeitung wurde schließlich genauso ungelesen entsorgt wie das bezahlte Abo der Wochenzeitschrift. Mit ARTICLY wollen wir das Audio-Komplettpaket für Qualitätsjournalismus bieten.  

Mit Maximilians zweiter Aussage über das Vergessen können sich gut ein Viertel aller Menschen identifizieren. Jeder Vierte? Ja - denn ein Viertel der Bevölkerung kann man als auditive Lerntypen bezeichnen. Die Art und Weise, wie wir neues Wissen aufnehmen oder Gelerntes behalten, variiert von Person zu Person. Der Mensch kann sich im Durchschnitt doppelt so viel merken, wenn er es hört statt liest, sagt Edgar Dale mit dem “Cone of Experience”. Wen wundert es da noch, dass von dem gelesenen Magazin nach wenigen Tagen alles vergessen ist…

Audio ist mächtig

Manche sagen Audio sei die Zukunft. Dabei lohnt sich auch ein Blick in die Vergangenheit. Ja klar - Radio gibt es schon lange. Aber die Relevanz von Audio geht noch viel weiter zurück. Es hat nämlich auch evolutionäre Gründe weswegen Menschen bis heute Gehörtes besser verarbeiten können. Waren die Neandertaler denn begeisterte Podcast-Hörer? Wohl kaum! Ein Rascheln im Gebüsch musste aber schon vor Tausenden von Jahren den Synapsen der Urmenschen das Bild eines Säbelzahntigers ins Gedächtnis rufen. Ansonsten hätte die Evolution (in diesem Fall über den Säbelzahntiger) sie aussortiert. Heute kann die Stimmlage einer Sprecherin beispielsweise einem Hörartikel zum Nahostkonflikt die nötige Anspannung verleihen und den Hörer gedanklich tief in eine komplexe Welt der Diplomatie mitnehmen. Der Hörsinn spielt bis heute eine zentrale Rolle in der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen und neuem Wissen.

Forschungsgeist geweckt?

Du hast auch eine Lösung für die Medienbranche und möchtest dazu forschen? Dann hol dir jetzt mehr Infos für das Fellowship.

Inhalte für anspruchsvolle Hörer

Mit ARTICLY setzen wir genau hier an. “Breaking News” Schlagzeilen kann ich schnell mal überfliegen. “Für das Lesen von Hintergrundberichten finde ich in meinem stressigen Alltag kaum noch Zeit”, stellte Isabell F. in einem Interview zur Validierung der ARTICLY-Idee fest. Wir haben den Anspruch Qualitätsjournalismus zu senden und Hörer mit auf eine intellektuelle Entdeckungsreise zu nehmen, daraus abgeleitet. So sollte wie für Isabell wohl für jeden, der nicht gerade auf Clickbait News steht, etwas im Angebotsportfolio von ARTICLY dabei sein. Dazu sind die Audios in allerlei Kategorien, von Wirtschaft und Politik über Bildung und Technologie bis hin zu Comedy oder Sport, eingeteilt. Spezielle Themen-Channels runden das Angebot ab: So läuft derzeit etwa ein Covid-19 Channel zu Hintergrundberichten rund um die Corona-Pandemie.

In einem frühen Concierge-Experiment, mit einem Finanz-Newsletter der Börse am Sonntag, konnte ARTICLY einzelne Artikel vertonen. Alle getesteten Artikel wurden fast immer in ganzer Länge gehört. Es stellte sich auch heraus, dass sich Satireartikel hervorragend für Audio-Produktionen eignen. Pointen können nämlich im vorgelesenen Format deutlich stärker betont werden als im reinen Text. Sehr zahlenlastige Börsenberichterstattungen kamen im Experiment hingegen weniger gut an.

Gelesen werden die Artikel überwiegend von ausgebildeten Sprechern und Sprecherinnen. Vereinzelt werden auch Text-to-Speech Roboter eingesetzt, die aber von den meisten Hörern inzwischen nicht mehr als solche erkannt werden. Immer streng dem Qualitätsjournalismus verpflichtet, möchte ARTICLY so Hörartikel zu einem Massenphänomen machen.

Von Süddeutsche bis Wirtschaftskurier

Deshalb ist nun neben der Süddeutschen Zeitung oder dem Debattenmagazin The European auch das Satiremagazin Pardon Medienpartner der ersten Stunde. Mit dem Branchenmagazin Business User und dem Publishing Angebot von PwC finden auch Interessenten zum Thema Digitalisierung die passenden Hörbeiträge. Mittelständler hören gerne die Inhalte aus dem WirtschaftsKurier und Kulturfreunde aus der Gazette. Natürlich ist diese Liste noch nicht abgeschlossen und soll auch keineswegs ein exklusiver Kreis bleiben. Im Sinne einer modernen Plattform sucht das ARTICLY Team aktiv weitere Medienpartner, die Interesse an einer neuen Zielgruppe von Entscheidern und qualitativ hochwertigem Audiojournalismus haben.

Als Proof of Concept richtet ARTICLY auch den Blick ins Ausland. Im angelsächsischen Raum arbeiten seit einigen Monaten ähnliche Anbieter von “Narrated Longform Journalism” mit durchschlagendem Erfolg. Das US-Unternehmen wurde Anfang des Jahres vom New York Times Verlag gekauft, das britische Pendant konnte kürzlich bereits in der Series A-Runde neun Millionen US-Dollar einsammeln. Im deutschsprachigen Raum fehlte bislang noch ein vergleichbares Angebot.

Erfahre mehr auf www.articly.de oder bleibe über LinkedIn , Twitter und Instagram auf dem Laufenden.


Wolf Weimer

Wolf Weimer ist Gründer von ARTICLY. Nach seinem Masterstudium in Innovation Management an der London School of Economics baut er bei PwC in München, Frankfurt und Berlin eine Einheit namens New Ventures mit auf, die für das Beratungsunternehmen ein neues digitales Geschäftsmodell entwickelt. Nach seinem Abitur in Bayern arbeitete er u.a. bei RTL in Berlin und der Kommunikationsabteilung von Lufthansa in New York und als Freelance Journalist. In Washington D.C. lernte er im Startup Incubator 1776.vc das Rüstzeug für erfolgreiches Unternehmertum. Im Jahr 2020 war Wolf Weimer R&D Fellow vom Media Lab Bayern.

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