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06. Juli 2021
Media Trends, Start up Knowledge

Digitalisierung in mittelständischen Verlagen - effiziente Angriffspunkte auf einen Blick

Digitalisierung in mittelständischen Verlagen - effiziente Angriffspunkte auf einen Blick

Verlage können mit optimierten Workflows, Automationen und gezielter Interaktion ihre Abos steigern und gleichzeitig Personal effizienter einsetzen. Die Gründer von Digisale haben die Pains der Verlagsbranche in eine Softwarelösung gepackt und die wichtigsten Punkte für eine erfolgreiche, digitale Verlagsarbeit formuliert.

Text: Sabrina Harper
Foto: Media Lab Bayern

 

Mehr Abonnen:tinnen, bessere Workflows und Automationen

Damit kleine und mittelständische Verlage den Sprung in die Transformation der Medienbranche schaffen, braucht es neue Tools - aber nicht nur! Auch ein Umdenken im Umgang mit Abonennt:innen und User:innen ist nötig. Marcus Tütsch und Matthias Ruf integrieren User:innen bei der Entwicklung einer Software-as-a-service-Lösung: “Es gibt viele Lösungen auf dem Markt, in unseren Interviews bestätigte sich allerdings, dass die Anwendungen für Verlage entweder zu kompliziert oder zu teuer sind”, sagt Marcus Tütsch. Mit Digisale wollen sie eine einfache Software-as-a-service-Lösung schaffen, die dabei hilft Neukund:innen zu gewinnen und Bestandskundschaft zu halten. Co-Founder und Online-Marketing-Experte Matthias Ruf bestätigt: “Es gibt für alle möglichen Tasks eine Lösung. Verlage brauchen ein Tool, dass sie bei den wichtigen Punkten für ein zukunftsfähiges Verlagswesen abholt und trotzdem einfach ist”. Der 35-jährige arbeitete etwa fünf Jahre für Verlage. Zusammen mit Marcus Tütsch, der eine eigene Sales-Agentur führt, gründete er Digisale.

Marcus Tütsch hat jahrelang im Printbereich gearbeitet und weiß: “Dem Verlagswesen geht es schlecht. Wir haben uns gefragt, warum kleine und mittelständische Verlage zum Beispiel Social Media nicht so gezielt einsetzen, wie es große Verlage tun? Die Krise hat gezeigt, ein Zuwachs an Abonnent:innen ist möglich. Unsere Erkenntnis lautet, dass es bei kleineren Verlagen an Zeit, Knowhow und Geld mangelt. Und genau diese Probleme wollen wir lösen”.

Die letzten drei Monate haben sich die Digisale-Gründer intensiv mit der Zielgruppe auseinandergesetzt und Interviews mit verschiedenen Verlagen durchgeführt. Vordergründige Hauptprobleme in den Verlagen sind der Rückgang von Umsatz, Manpower, Zeit & Budget und die Digitalisierungskomplexität. Die Gründer haben konkrete Aspekte identifiziert, wie kleine und mittelständische Verlage trotz dieser Einschränkungen einen großen Schritt Richtung Digitalisierung und Kundenmanagement gehen können.

Abomodelle versus Membership

Das klassische Abomodell muss eine Änderung durchleben. Immer häufiger fällt der Begriff Membership. Das bedeutet, dass die Kund:innen spezielle Features erhalten, die sie an das Unternehmen emotional binden. Diese Bindung basiert auf Mehrwert, Identifikation mit dem Unternehmen und Loyalität. „Ich würde nicht sagen, das Abomodell ist tot, aber es sollte neu gedacht werden“, bestätigt Marcus Tütsch. „Eine Kooperation mit anderen Publishern oder Unternehmen kann ein Weg sein. Als Mitglied bekommst du dann zum Beispiel das Magazin, kannst bestimmte Inhalt kostenlos lesen und hast Zugang zu Events“.

Welcome-Mails & Co.

Abonnent:innen sollen zu einer Community werden. Das gelingt unter anderem darüber, Neukund:innen dort abzuholen, wo sie gerade sind. Automatische Mails oder Reminder helfen dabei. Zum Beispiel freut sich ein Kunde bzw. eine Kundin über eine Welcome-Mail oder eine Grußbotschaft zum Geburtstag. Matthias Ruf sieht auch einen großen Nutzen im Markenbranding: „Die emotionale Aufladung der Marke kann über solche automatischen Mails erfolgen. Wenn der Neukunde eine Mail erhält, in der die Chefetage ihre Beweggründe für das Produkt erklärt oder eine tolle Unternehmensstory erzählt, stärkt das die Verbundenheit zum Unternehmen“.

Newsletter

Ein Newsletter bietet einen direkten Weg zur Community. Die Inhalte sollten Mehrwert genieren und das Community-Building stärken. Das gelingt durch Themen, die kurzfristig anfallen oder auch durch besondere Aktionen für Newsletterempfänger:innen. Auch integrierte Umfragen, zum Beispiel zu zukünftigen Inhalten binden den Empfänger bzw. die Empfängerinnen direkt in die Content-Produktion ein. Die gängigen Newsletter-Tools bieten viele Möglichkeiten und Anwendungen. „Aber auch Dinge wie Datenschutz müssen mitgedacht werden. Kürzlich wurde einem Unternehmen durch die bayrische Datenschutzbehörde untersagt, Newsletter-Kontaktdaten an den Mailchimp Server in den USA zu übertragen. Über solche Cases denken wir nach und hosten, um solche Fragestellungen zu vermeiden, in Deutschland“, sagt der Online-Marketingexperte Ruf.

Marcus Tütsch

Er ist seit über 15 Jahre in der Verlagsbranche tätig. Seit zehn Jahren führt er seine eigene Agentur, die sich auf Magazinproduktion, Sales und Consulting fokussiert.

Werbeanzeigen auf Social Media

Social Ads sind ein gängiger Weg, um auf das Produkt aufmerksam zu machen. Inzwischen bieten Social Media Plattformen viele Möglichkeiten an, um eine Anzeige gezielt an spezifische Kundengruppen auszuspielen. In dieses Targeting können Interessen, demografische Merkmale und vieles mehr einfließen. „Wir haben festgestellt, dass zum Beispiel aufgrund der fehlenden Personalstärke sich in kleinen und mittelständischen Verlagen kaum jemand intensiv mit diesen Möglichkeiten auseinandersetzt. Jeder Ad Manager auf den Social Media Plattformen ist anders und es fehlt die Zeit, sich jedes Mal neu in die Bedienoberfläche einzuarbeiten. Gerade, wenn es ein Update gab und die Eingabemaske wieder neu aussieht. Deshalb haben wir das Einstellen von Ads für Facebook, LinkedIn und Google in unsere Software integriert und stellen kurze Erklärvideos bereit“, sagt Matthias Ruf.

Interaktion auf Social Media

Postings werden nach wie vor stark nachgefragt und spielen für Verlage inzwischen eine große Rolle. Entscheidend ist aber auch der Dialog. „Früher haben Redaktionen in Print etwas veröffentlicht und damit war aus Sicht des Verlages das Thema durch. Heutzutage haben wir aber einen Dialog bzw. Polylog über Social Media. Das heißt, wenn ich etwas poste, muss ich auch auf Kommentare reagieren. Verlage sollen mit ihrer Zielgruppe interagieren. Das ist gut für die Kundenbindung und Verlage haben einen direkten Draht zu den Wünschen ihrer Community“, sagt Marcus Tütsch. Ein gutes Beispiel sei der Katapult Verlag: „Sie bieten ihr Magazin in Print an und spielen über Social Media die Community an. Sie nutzen Social Media perfekt, um Abonnent:innen zu akquirieren“, erklären die Digisale-Gründer.

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Flipbook

Viele Publisher bieten Leseproben oder eine kostenfreie Ausgabe zum Lesen online an. Meist sind das PDFs zum Durchblättern - sogenannte Flip Books. Diese können auf externen Plattformen erstellt werden, einige Verlage bezahlen dafür auch eine Agentur. „Das ist zwar ein simples Instrument, aber sehr erfolgreich, um den Mehrwert eines Magazins herauszustellen. Attraktive Leseproben sollten auf jeden Fall auf der Webseite eingebettet sein. Das Erstellen kann der Redakteur bzw. die Redakteurin mit der passenden Software am besten selbst übernehmen. Das verkürzt Arbeitswege“, beschreibt Matthias Ruf das Feature.

Abo-Shop

Es gibt diverse Anbieter für Online-Shops, aber oft braucht es einen Spezialisten oder Programmierer für die Integration und Wartung. Alternativ arbeitet man sich selbst tief in das Thema ein. Fakt ist aber auch: Ein guter Abo-Shop ist notwendig, um neue Kundschaft mit wenigen Klicks für sich zu gewinnen. „Bei großen Verlagen gehen die Abozahlen mit Digitalabos hoch. Andere kämpfen mit harten Verlusten. Wir sprachen zum Beispiel mit einer Kirchenzeitung, die 50 Prozent Einbruch bei den Abos hatte. Die alten Kanäle ziehen nicht mehr wie früher“, sagt der Verlagsexperte Marcus Tütsch.

Aboverwaltung

Print und Buch bleiben weiterhin als Produkt bestehen, glauben die Macher von Digisale. „2001 gab es ca. 1.100 Publikumszeitschriften, 2019 waren es laut VDZ 1.569 Publikumszeitschrift. Es fallen welche weg, aber andere kommen dafür wieder hinzu. Der Faktor gedrucktes Produkt bleibt aus meiner Sicht bestehen, auch wenn sich seine Position im Markt ändert“, ist Marcus Tütsch überzeugt. Diese Produkte können durch Ausspielwege über online ergänzt werden und dafür benötigt es eine saubere, übersichtliche Aboverwaltung. „Eine gut aufgestellte Aboverwaltung betrifft übrigens nicht nur traditionelle Verlage, sondern auch neue Publisher, die auf den Markt kommen oder Ein-Personen-Publisher“, ergänzen die Gründer.

Matthias Ruf

Er ist zertifizierter Online Marketing Experte und betreut namhafte Verlage in der Schweiz.

Statistiken

„Für mich ist Statistik ein wichtiger Punkt. Die Berührungsängste mit Google Analytics oder UTM-Links sind in Verlagen noch groß. Dabei ist das Auswerten von Daten so wichtig!“, beschreibt Matthias Ruf die Situation. Durch die Daten der Kundschaft erhalten Verlage Orientierungspunkte, die für die (Weiter-)Entwicklung von Produkten ausschlaggebend sind. Sei es, welche Themen gut laufen, wann Nachfragen besonders hoch sind  oder wie die Lebenswelt der Abonnent:innen aussieht. Mit diesen Daten können Verlage Geld verdienen und unsinnige Investitionen einsparen. „Kleine Verlage arbeiten teilweise sogar noch mit Excel-Listen. Das ist ein Workflow, der aktuell noch irgendwie funktioniert. Ich kann verstehen, dass Verlage sich deshalb auf andere Themen fokussieren, eben dorthin wo es aktuell brennt. Aber es ist auch so, dass in den Daten großes Monetarisierungspotenzial steckt. Deshalb sollte die Statistik immer im Fokus sein“.

Kleine Schritte mit dem richtigen Werkzeug

Wenn man ein neues Tool als Verlag einführt, braucht man jemanden, der sich darin einarbeitet und das Programm versteht. „Bei einer dünnen Personaldecke ist das eine große Barriere für Publisher. Wir versuchen daher ein Programm zu schaffen, das intuitiv und einfach ist“, sagt Marcus Tütsch.

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