Keine Medien-Innovationen, Events und Startups mehr verpassen? Abonniere unseren Newsletter! Will ich haben!

Newsletter
  • Media Lab : DE
  • Blog
  • To the moon! Mit diesen drei Schritten zum Raketenstart für deine Idee
vor Index zurück
22. Juni 2021
Start up Knowledge

To the moon! Mit diesen drei Schritten zum Raketenstart für deine Idee

To the moon! Mit diesen drei Schritten zum Raketenstart für deine Idee

Wir helfen dir, deine eigene Gründung direkt mit einem Headstart anzugehen. Mit den handfesten Tipps und Erfahrungswerten dieser drei Fellows weißt du schon jetzt, worauf es ankommt. Und welche Schritte dir konkret helfen, damit aus deiner Idee und persönlichen Mission ein erfolgreiches Startup wird.

Text: Alexander Büsing
Fotos: R.Föhr, L.Carius, K.Klimkeit

 

Schritt 1: User Research. Wie sieht deine Zielgruppe aus?

Mit ihrem Startup CHICA CON CICLO bietet Rena Föhr einen Informations- und Trainings-Hub für Zyklusbewusstsein an. Für sie persönlich war die Beschäftigung damit und mit ihrem eigenen Körper auch als freiberufliche Journalistin immer ein zentraleres Thema, das ihr Leben und Körpergefühl "vollständig zum Positiven veränderte", wie sie uns verrät, "Stimmungsschwankungen, Energieschwankungen und auch Veränderungen in der Libido ergaben plötzlich Sinn, statt mich unerwartet zu überraschen." Der erste Impuls in Richtung Gründung: Das persönliche Interesse mit einer Weiterbildung zur Zyklusberaterin professionalisieren.

Der entscheidende Impuls aber war, dass sie keine Lust hatte, darauf zu warten, bis große Redaktionen und Wissensformate das Thema aufgreifen:"Ich wollte ein Medienangebot schaffen, das mehr Leute erreicht und flexibel abrufbar ist - und Frauen bzw. Menschen mit Zyklus an verschiedenen Punkten abholen und unterstützen kann. Daher auch der Zusatz Dein feministischer Zyklus-Guide”. Und Rena selbst sah einen klaren Bedarf für ein solches Medienangebot: "Als ich vor zehn Jahren damit anfing, gab es nur Bücher oder Präsenzkurse zum Thema Zyklus - wissenschaftlich korrekt, aber ziemlich oldschool aufgemacht. Inzwischen gibt es viele Apps und neue Femtech-Produkte, darunter hilfreiche Tools, aber auch weniger zuverlässige Dinge. Ohne Vorwissen ist es schwierig, das zu differenzieren."

Rena Föhr

"Ich wollte ein digitales Zuhause schaffen, wo ich fundierten Wissenscontent bündeln kann. Nicht nur informieren, sondern auch ein zugängliches Lernerlebnis durch digitale Produkte schaffen. Dafür wollte ich meine Nutzer:innen so gut wie möglich kennenlernen. "

 

Nutzer:innen und ihre Bedürfnisse wirklich verstehen

User-Research sollte laut methodischer Ansätze möglichst früh beginnen. Gerne auch mit einem noch unfertigen Prototyp, um die Nachfrage und die Bedürfnisse deiner potentiellen Nutzer:innen zu klären. Bevor du den Prototyp verfeinerst, solltest du schließlich wissen, ob dein Konzept aufgeht und für die von dir angepeilte Zielgruppe wirklich relevant ist. Heißt: Reale Bedürfnisse abdeckt.

Auch für Rena standen Befragungen an erster Stelle. Und die waren nicht nur nützlich, um ihren Prototyp zu fokussieren, sondern auch ihr Grundkonzept.

»Als ich anfing, hatte ich unendlich viele Ideen. Im Fellowship wurde schnell klar, dass ich den Fokus präziser ausrichten muss: Was will ich denn mit meinem Produkt erreichen? Wen will ich erreichen? Und was will ich bieten?«
Rena Föhr

In ersten Online-Umfragen wurde deutlich, dass sich Renas Hauptzielgruppe bei Frauen um die 30 Jahre einpendelt. Erst Telefon- und Video-Interviews machten deutlich, dass das nicht immer ausreicht, um die eigenen Nutzer:innen wirklich kennenzulernen. "Viele benutzen zwar eine Zyklus-App, verstehen aber nicht genau, was sich eigentlich in ihrem Körper abspielt. Daher ist es für die Nutzerinnen oft mind-blowing, dass es aussagekräftiger ist, die eigenen Körperzeichen zu beobachten."

Deshalb bietet Rena auf ihrer Website, Newsletter und über ihren Instagram-Bildungschannel kostenlose Informationen rund um das Thema Zyklus - sowie Tipps zur Beobachtung des eigenen Körpers an. Zum ersten Prototyp gehört auch ein bezahlter Videokurs. Der Testballon und die Befragungen gaben aber nicht nur über das Bezahlmodell Aufschluss: "Es wurde klar, dass die, die sich für den Videokurs anmelden eine sehr spezifische Gruppe von Nutzer:innen abbildeten, die großes Interesse hatten. Das ist aber nicht unbedingt auf eine größere Userzahl übertragbar."

Rena und ihr Team gingen einen Schritt zurück und überdachten das Konzept. Dafür berief sie sich auf die Mission, die sie im Media Startup Fellowship für ihr Startup definiert hatte: "Wir wollen auf eine empathische Gesellschaft hinarbeiten, in der sich Niemand für den eigenen Körper schämt." Um das zu erreichen, sollte man ein größeres Zielpublikum erreichen. In den Befragungen wurde außerdem deutlich, "dass die Menschen nach den Lockdowns während der Covid-19 Pandemie keine große Lust mehr hatten, auf einen Bildschirm zu starren. Audio-Formate kann man mitnehmen und unterwegs nutzen." Deswegen setzt ihr nächster Prototyp auf Audio-Trainings und begleitete Achtsamkeitsübungen. Durch diese stetige Abfrage kannst auch du deine Idee präzise auf die Bedürfnisse deiner Zielgruppe ausrichten!

Schritt 2: Hol' dir Unterstützung aus der Branche!

Das junge Startup PlanOpto gründete sich im Dezember 2020 und kam schnell auf die Beine. Die Gründer Lars Carius und Jonathan Külz schlossen sich zusammen, um ein eigenes Planungs- und Kalendertool zu bauen, da sie mit den vorhandenen Alternativen nicht zufrieden waren. Auch sie nutzten früh einen intensiven User Research, um herauszufinden, ob das Thema auch im Rest der Medienbranche Anklang findet. Die Antwort war eindeutig: "Fast alle haben uns genau das gleiche Problem geschildert", erklärt uns Lars im Gespräch.

Der richtige Kickoff kam dann auch tatsächlich in einem der User-Gespräche mit Florian, der das Team von PlanOpto mittlerweile als Branchenexperte unterstützt: "Im Januar sind wir in die Entwicklung richtig eingestiegen und haben jetzt unser Produkt schon fast zur Marktreife gebracht. Der entscheidende und schöne Faktor hier ist die Medienbranche. Man bekommt in den Umfragen und Interviews sehr viel Feedback. Die Leute haben Lust, mit uns zu reden und mit Tipps und Anregungen zu helfen", verrät uns der junge Gründer. Und auch das Ziel ist klar definiert: Das Produkt callsheep soll Produktionsleitern und Organisatoren aus der Medienbranche an die Hand gegeben werden, um Produktionen effektiv und sorgenfrei zu planen.

Lars Carius

"Unser Produkt Callsheep hat so schnell, so gut funktioniert, weil wir früh, eng und methodisch mit der Medienbranche zusammengearbeitet haben."

 

Methodisch, strukturiert - Gemeinsam mit Expert:innen

Lars begründet den schnellen Fortschritt seines Teams so: "Bei früheren Ideen hatten wir Technologien entwickelt, die supercool und nützlich waren, aber nicht unbedingt einen klar definierten Bedarf abdeckten. Dieses Mal wussten wir genau, was das Problem ist und wie wir es lösen wollen."

Die Zusammenarbeit mit dem Branchenexperten Florian war ein neuer Startpunkt, "gerade weil seine Perspektive nicht wie bei uns aus dem technischen Bereich kommt und er auch nicht in die technische Entwicklung involviert ist. Er kann uns klar sagen, ob ein für uns cooles, technisches Gimmick überhaupt genutzt werden würde und welche Inhalte unbedingt dabei sein müssen, selbst wenn die technische Umsetzung vielleicht eine Herausforderung darstellt."

Mit diesem Wissen gaben sie einen noch unfertigen Prototyp an bereits über 20 Tester. Diese Lean Startup-Methode war entscheidend für die schnelle Entwicklung des ersten, fertigen Produkts. "Das hat uns super geholfen, von Anfang praktisch nur auf das Feedback hinzuarbeiten. Für den Release gibt uns das einen guten Vorsprung, um unsere User:innen nicht gleich zu Beginn mit vielen Updates und Fixes zu bombardieren, sondern für die Zukunft das Produkt agil auf ihre Bedürfnisse zuzuschneiden."

Der methodische Ansatz im Fellowship hat dem Team geholfen, ihren eigenen Workflow zu entwickeln, wie uns Lars berichtet: "Wir haben mit dem Business Model Canvas und Interview-Methoden wie der Empathy Map gearbeitet. Das hat uns in der Anfangsphase sehr geholfen. Für uns war dadurch der Fahrplan klar: Früh testen und wenig entwickeln, was nicht schon validiert ist."

Für deine Gründung heißt das auch: Nutze Angebote wie Co-Working Spaces, Meetups, Netzwerke und gemeinsame Veranstaltung, um möglichst früh mit der Branche in Kontakt zu kommen, um den Input von Außen direkt auf dein Produkt anwenden zu können!

Die von Dave Gray entwickelte Empathy Map hilft Teams, die Zielgruppe ihres Produkts genauer zu fokussieren, Personas (also ideale Nutzer:innen) zu definieren, Nutzerverhalten während Interviews festzuhalten und Nutzer:innen auf dem Business Model Canvas in Segmente aufzuteilen.

Schritt 3: So früh an den Markt wie möglich

„Zu Beginn der Coronavirus-Pandemie kamen knapp 30.000 Menschen zum #WirvsVirus-Hackathon zusammen, um Probleme zu bekämpfen, die durch die Pandemie besonders sichtbar wurden. Darunter auch meine Mitgründerin Valerie Scholz und ich.", antwortet Katharina Klimkeit auf die Frage, wie es zur Startup-Idee für Facts for Friends kam. Aus der ursprünglichen Idee im Hackathon ist das Startup entstanden, mit dem Ziel Desinformationen in Sozialen Medien und Messenger-Diensten anzugehen und zu bekämpfen. Dafür bietet das Startup eine Plattform zum einfachen Überprüfen und Teilen von Fakten an.

Die Plattform befindet sich zur Zeit in der dritten Iteration, eine vierte folgt bald, mit neuen Features: "Wir haben unser UX-Design vollständig aufgewertet, um die Nutzbarkeit zu erhöhen. Der zweite, wichtige Punkt war für uns shareability, also wie einfach und nutzerfreundlich das Teilen von Inhalten unserer Plattformen ist. Hier haben wir in der Auswertung der Nutzung unserer Plattform gemerkt, dass wir wirkliche viele Besuche haben, aber nicht so viele Inhalte geteilt werden, wie wir uns das wünschen." Also wird nachjustiert. Mit "snackable", also kurzen und leichtverdaulichen Inhalten, die sich schnell teilen lassen. In Bild und Text-Format, in Zukunft auch mit Videos und Gifs. Viele dieser Erkenntnisse wirst auch du bei deiner Gründung erst wirklich erhalten, wenn du das Projekt einmal ins Rollen gebracht hast. Und je früher du an den Markt gehst, desto schneller weißt du auch, was gemacht werden muss!

Katharina Klimkeit

"Das Produkt muss einen absoluten Mehrwert bieten. Eine gute Story und große Vorhaben reichen noch nicht, solange du nicht klar definiert hast, was dein Produkt leisten kann."

 

Produkt und Mission in Einklang bringen

Durch den neuen Prototyp werden wir vieles beheben. Aber natürlich werden wir auch in Zukunft daran arbeiten, das Produkt noch besser auf unsere langfristigen Ziele und die Bedürfnisse unserer Nutzer:innen auszurichten", schildert Katharina den Verlauf des Entwicklungsprozesses: "Es ist wichtig, so früh wie möglich an den Markt zu gehen, um möglichst schnell viel Feedback einzuholen und sich daran auszurichten."

»Unsere ersten Prototypen waren unfertig. Aber das ist auch gut so! Nur durch die kontinuierliche Verfeinerung landet man am Ende beim finalen Produkt.
Katharina Klimkeit

Darum konzentrieren sich Facts for Friends jetzt darauf, ihr Produkt neben den technischen Neuerungen auch inhaltlich breiter aufzustellen, um sich bereits auf zukünftige Entwicklungen vorzubereiten. "Klimaschutz steht neben der Coronavirus-Pandemie als Thema ganz weit vorne. Und auch hier besteht großer Bedarf, den öffentlichen Diskurs zu unterstützen und vor Falschinformationen zu schützen", erklärt Katharina und fügt hinzu: "Natürlich nicht nur reaktiv, indem wir Fakten checken. Sondern proaktiv, durch eine vernünftige und langfristige Medienbildung im Umgang mit Informationen und Nachrichtenquellen."

Da die Bildung von Medienkompetenz nicht zentraler Bestandteil des Angebots von Facts for Friends ist, entschieden sich die Gründerinnen dazu, diesen Bereich auszulagern. Wieder dient ein Hackathon als Ausgangspunkt für eine neue Entwicklung, diesmal der #WirvsVirus 2.0 bei dem sich die Gründerinnen mit sechs weiteren Initiativen zusammengetan haben, um das Thema in einer gemeinsamen Kooperation anzugehen.

Und das nimmst du konkret mit

Du musst klar definieren, was dein Produkt leisten will und kann. Und selbst wenn andere Themen damit in Verbindung stehen, die Entscheidung treffen, diese Themen auszulagern. So verhinderst du die Verwässerung deiner Marke und sorgst dafür, dass du mit deiner Mission und deiner Arbeit auf der klaren Linie bleibst, die du für dein Produkt definiert hast. Und hier zeigen sich gleich alle drei Schritte in einer gut nachvollziehbaren Linie:

  • Wiederholter User Research um dein Produkt immer nah an deiner Zielgruppe zu halten.
  • Offener Austausch und Kooperation mit der Medienbranche.
  • Ein früher Marktstart um dein Produkt schnell auf Stand zu bringen und abzuliefern.

Wir haben noch mehr Artikel aus diesem Themenfeld für dich:

Mehr Blog

top