Die Kehrseite des »Entlarvens«
Während meiner Forschung im Media Lab Bayern sprach ich mit über 20 Personen aus Europa, den USA und Israel, deren Angehörige an Covid-19-Verschwörungstheorien glauben. Was sie alle gemeinsam hatten, war, dass sich ihre Beziehungen aufgrund der Überzeugungen ihrer Verwandten und Freunde erheblich verschlechtert hatten.
Außerdem hatten meine Interviewpartner verschiedene Kommunikationsansätze ausprobiert, durch die deutlich wurde, dass bessere Argumente ≠ bessere Chancen haben, ihre Ansichten zu ändern. Viele Menschen, mit denen ich sprach, erlebten ein defensives oder sogar aggressives Verhalten, während sie versuchten, ihr Gegenüber mit Argumenten und Fakten zu überzeugen. Hier ein paar Beispiele (*Namen sind geändert):
- Anna* aus Amsterdam über ihren Freund: "Die Konfrontation mit Fakten und Argumenten macht es noch schlimmer. Das bringt ihn in die Defensive."
- Linda* aus Berlin über ihren Vater: "Konfrontation mit Fakten und Argumenten macht es noch schlimmer. Zum Beispiel: Direkt zu sagen was falsch ist, dass Fakten nicht stimmen, die Person persönlich angreifen, Theorien kritisieren, oder zu sagen, dass das, was er glaubt Quatsch ist.”
- Tom* aus Tel Aviv über seinen Freund: "Er macht sich über Theorien lustig".
Allerdings habe ich bei den erfolgreicheren Ansätzen gemeinsame Muster entdeckt. Die Leute berichteten mir, was gut funktioniert hat:
"Auf Lücken in der Logik hinweisen, freundlich sein", sagte mir Adam aus den USA. Tom aus Tel Aviv meinte: "Logische Trugschlüsse aufdecken indem man Fragen wie etwa, Bist du dir da sicher oder Klingt für mich ein bisschen wie eine Verschwörung? stellt” und Paul aus Berlin berichtete: "Mitgefühl zu zeigen, persönliche Erfahrungen zu teilen, nicht zu versuchen, im Voraus zu überzeugen, hat einige Fortschritte gezeigt"