Du kennst deine Zielgruppe nicht, auch wenn du selbst dazugehörst. Ehrlich!
Auch wenn ich selbst die Zielgruppe bin, kenne ich sie nicht automatisch. Eigentlich logisch, fast schon narzisstisch, ignorant, dass ich dachte, alles über meine Zielgruppe zu wissen. Ich gründete RosaMag aus dem Bedürfnis nach Information, Inspiration, Empowerment und Sichtbarkeit für Schwarze Frauen. Obwohl jede*r vierte Deutsche einen Migrationshintergrund hat, sieht es in der Medienlandschaft ausgesprochen homogen aus. Lediglich fünf bis sechs Prozent der Journalist*innen haben selbst einen. Viele Themen fallen da unter den Tisch, dümpeln in der Diversitätsecke, in der zu besonderen Anlässen, wie dem Diversity Tag, ein paar Themen herausgefischt und in die Berichterstattung gezerrt werden. Es gibt drei Magazine über Weihnachtsbäume und zwei über Ufos, doch zero über die Perspektive und Bedürfnisse von Schwarzen Frauen. Da ich selbst eine Schwarze Frau bin und über ein Netzwerk verfüge, dachte ich, dass ich einiges weiß und mir einige Stunden, fast schon Tage, an Research sparen könnte. Pustekuchen. Die Coaches vom Media Lab sahen das ganz anders. Also ging ich hinaus, redete mit knapp 15 Frauen und kam mit zu viel Koffeingehalt - da ich alle an einem Tag in einem Café abarbeitete - mit einem Schatz voller neuer Perspektiven, Ideen, Herausforderungen und einer exorbitanten Anzahl an neuen Konzepten zurück. Ich krempelte die Ärmel hoch und packte es an. Bis heute habe ich feste Zielgruppen-Talk-Zyklen in meinem Kalender vorgeplant. Mein fettes Learning lautet daher: Es gibt niemals zu viele Gespräche mit der Zielgruppe. Ehrlich.