Es dauert nicht mehr sechs Monate, einen Podcast zu konzeptionieren
Das in der Bevölkerung ein großes Bedürfnis nach Aufklärung besteht, ist offensichtlich - und auch, dass bereits zahllose Falschinformationen zu allen Aspekten der Epidemie kursieren. Dass Berichterstattung nötig und gewünscht ist, liegt also auf der Hand. Dass das aber 2020 nicht mehr nur mit Sonderseiten, Brennpunkten oder in den anderen immer gleichen Formaten passiert, ist ein gutes Zeichen.
Der Artikel des Nieman Lab enthält eine Liste: Unter Anderem Quartz, Buzzfeed und die Washington Post haben Newsletter, CNN und andere Podcasts. Bloomberg hat alle Daten zu Covid-19 aufbereitet, und die John Hopkins Universität das wohl endgültige Dashboard zum Thema erstellt.
Auch in Deutschland gibt es einige Beispiele für kreative Produktentwicklung in Zeiten der Pandemie. Der NDR hat den täglichen Corona-Podcast zwar offenbar nicht erfunden, aber dafür mit dem Chef der Virologie der Charité in kürzester Zeit echtes Protagonistengold an Land gezogen. Das Ganze ein echtes Bedürfnis treffend, in einer modernen Medienform und journalistisch-seriös aufgezogen, und dabei trotzdem schnell und simpel: Das Team des NDR telefoniert einfach eine halbe Stunde mit dem Experten und sagt sogar vorab, dass es wegen der zum Telefonieren verwendeten App zu Aussetzern kommen kann. Hier zeigt sich: Es muss nicht immer die aufwendigste Produktion sein, wenn ein Projekt erfolgreich sein soll!
Größere Medien wie die FAZ setzen genauso wie lokale Anbieter wie die Neue Ruhr Zeitung auf Corona-Newsletter (und zeigen damit wieder einmal, dass Newsletter eine wunderbare Möglichkeit sind, ohne großen Aufwand ein Produkt anzubieten, dass jeder empfangen kann und das wertvolle Leads generiert).
Andere versuchen, der Fülle an Corona-Informationen mit Daten Herr zu werden. Bei der SZ gibt es unter anderem ein Datenstück zur Verbreitung des Virus, dessen Grafiken sich größtenteils automatisch aktualisieren.
Und die ZEIT geht völlig neue Wege, und zeigt mit einem Verhaltensregel-Sheet zum Selberausdrucken, dass Service-Journalismus nicht nur aus Produkttests und Restaurantempfehlungen bestehen muss.