Erster konkreter Schritt zur starken Resilienz: Bestandsaufnahme
„Zuerst geht es darum, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen.“, verrät Bele Irle: „Was sind die Bereiche, die besondere Aufmerksamkeit von mir fordern? Resilienz-Coaching arbeitet mit Modellen, um Stress sichtbar zu machen und zu definieren. Und macht deutlich: Stress ist nicht unbedingt immer schlecht. Manchmal braucht es einen gewissen Schmerz, um Veränderung überhaupt erst möglich zu machen.“
Zusätzlich ist der Umgang mit Stress sehr individuell. Während einige bei einem gewissen Pegel schnell in die Überforderung gelangen, brauchen andere ein gewisses Maß an Stress, um erst richtig in Bewegung zu kommen. Diese individuellen Bedürfnisse, gilt es also erstmal zu definieren. „Ich kenne mich am besten“, erklärt die Trainerin: „und von außen kann mir keiner sagen, was mir guttut, oder wo meine Grenzen liegen. Das heißt, ich muss meine eigene Situation ehrlich einschätzen.“
Ein konkretes Tool ist das Energiefass:

Das Energiefass erlaubt, visuell darzustellen, wie hoch der sprichwörtliche Energiestand ist. Es werden die Belastungen definiert, die zur Anhäufung des Workloads beitragen und welche Arbeitsabläufe diesen wieder entlastet. Das ist vor allem für Teams sehr gut, um in der Bestandsaufnahme direkt zu sehen, welche Bereiche besonders zu Belastung beitragen. Gut ist es auch, gleich mehrere Fässer zu definieren und vor allem persönliche Belastungen offen mit einfließen zu lassen. „Wir können das Privatleben nicht außen vorlassen. Persönliche Stressfaktoren spielen eine mindestens genauso große Rolle.“
Persönliche Stressfaktoren betreffen unter anderem unser privates Umfeld, Freunde und Familie. Wie wir mit diesen persönlichen Faktoren umgehen, fließt dann wieder umgehend in unseren Arbeitsalltag ein. Und da ein Team bekanntlich aus vielen Einzelpersonen besteht, kollidieren auch ebenso viele Persönlichkeiten. Temperament, kognitive Kompetenzen und Coping-Mechanismen spielen alle zusammen. Für eine ehrliche Selbst- und Teameinschätzung, ist es daher hilfreich, genau diese Felder abzuklopfen. Der Psychologe Friedrich Lösel teilt zum Beispiel einige Persönlichkeitsaspekte danach ein, ob sie Resilienz fördern oder nicht:
+ |
- |
Realistische Planung |
Impulsivität |
Aktive Problemlösung |
Passiv-aggressive Problemlösung |
Frusttoleranz |
Keine Hilfe suchen / beanspruchen |
Humor |
Negativität |
Auf den ersten Blick vielleicht redundant. Die ehrliche Bewertung des eigenen Verhaltens und der eigenen Reaktion liefert aber doch meistens überraschende Ergebnisse. Auch ein sonst ruhiger und ausgeglichener Mensch kann nach eingehender Evaluation feststellen: in den letzten Wochen war der Workload so hoch, dass Humor und Frusttoleranz auf der Strecke geblieben sind. Auch ob die Planung realistisch ist, lässt sich oft erst beantworten, wenn man ein paar Meilensteine seines Plans erreicht hat und sieht, wie viel Zeit noch übrig ist.