Keine Medien-Innovationen, Events und Startups mehr verpassen? Abonniere unseren Newsletter! Will ich haben!

Newsletter
vor Index zurück
11. Juni 2021
Mentor Insights, Start up Knowledge

Hoher Workload? Mit Resilienz in die Medienbranche starten!

11.06.2021

Hoher Workload? Mit Resilienz in die Medienbranche starten!

Hohe Arbeitsbelastung ist nicht erst seit der Pandemie ein Problem. Wenn Zeit- und Termindruck steigen und Arbeitsabläufe ins Stocken geraten, wächst die Belastung. In Startups und Unternehmen vor allem in der Gründungsphase oder bei starken Umbrüchen. Resilienz-Tools wie das Energiefass helfen dir, den Kopf über Wasser zu halten.

Text: Alexander Büsing
Foto: Bele Irle

 

First things first: Was ist eigentlich Resilienz?

Bele Irle ist Resilienz-Trainerin und hilft als Coach und Beraterin, die Kompetenzen zur Stressbewältigung in Startups und Unternehmen zu stärken. Einen kurzen Einblick in das komplexe Thema konnte sie uns bereits in einer Einführung auf dem #micmuc2021 geben. Jetzt wollen wir genauer hinschauen. Was ist Resilienz und wie hilft sie uns, mit hoher Arbeitsbelastung umzugehen? Bele Irle definiert es so: „Resilienz bedeutet, bei großen Herausforderungen, Umbrüchen oder Schicksalsschlägen, möglichst schnell wieder zur eigenen, optimalen Ausgangsform zurückzufinden.“ So ein Umbruch oder Schicksalsschlag kann auch ein Team in der Startup- und Unternehmenswelt schnell durcheinander bringen. Der Geschäftsplan geht nicht auf, das Budget wird knapp. Oder die ersten Tests mit einem Prototypen zeigen: Das Grundkonzept muss hinterfragt oder verändert werden. Jetzt geht es darum, den Kopf über Wasser zu halten. Und das geht am besten mit geschulter und trainierter Resilienz.

Resilienz und hohe Arbeitsbelastung

Wenn du schon mitten drin steckst und merkst: es geht nicht mehr. Stelle dir zuerst folgende Fragen:

  • Wie lange besteht die hohe Arbeitsbelastung schon?
  • Ist es noch ein gesundes Maß?
  • Habe ich mich zu lange von meiner gewünschten Lebens- und Arbeitssituation entfernt?

 

Nach der Beantwortung dieser Fragen geht es dann darum „Phasen von hoher Belastung, Umbruch und Veränderung zu nutzen, sich selbst (neu) auszurichten.“, erläutert die Resilienz-Trainerin. Das bedeutet nicht, dass Resilienz erst dann greift, wenn die Belastung unerträglich wird. Im Gegenteil, Bele Irle verfügt über jahrelange Erfahrung in der Begleitung sowie der Beratung von Einzelpersonen, Teams und Startups. Und sie weiß: „Für viele von uns kann der Alltag schon ein struggle sein. Es geht darum, möglichst früh zu erkennen: Wann ist es angebracht, klare Grenzen zu setzen und Widerstände gegen Stress und Überarbeitung aufzubauen. Und wann ist es sinnvoller, flexibel zu sein. Flexibilität ist nicht immer der beste Weg. Wer immer wieder Kompromisse eingeht, bleibt am Ende auf der Strecke.“

Gerade auch in der Medienbranche ist Flexibilität ein häufig genutztes und oft gesehenes Schlagwort. Nicht nur die entwickelten Anwendungen, Apps und Medienangebote müssen flexibel sein: am besten auch die Entwicklung und die Teams dahinter. Das ist ein Anspruch, der nicht immer aufgeht. Vor allem in der Gründungsphase ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen. Für den eigenen Workload. Für die Leistungsfähigkeit des Teams. Und für das Projekt. So stärkt man Resilienz dafür, an anderer Stelle wieder flexibel sein zu können. Dann, wenn es wirklich notwendig ist.

Die Medizin definiert den Gegensatz zur Resilienz mit Vulnerabilität, also Verwundbar- oder Verletzlichkeit. Im beruflichen Alltag wird nicht gerne über vermeintliche Schwächen gesprochen. Und oft gibt es nur schwarz oder weiß. Entweder man ist widerstandsfähig, oder man ist es nicht. Für Bele Irle ist das zu kurz gedacht: „Das ist nicht zwingend ein Gegensatz. Ich kann nicht resilient sein, wenn ich meine eigene Verletzlichkeit nicht spüren und einschätzen kann.“

Bele Irle

ist Resilienz-Trainerin, Coach und Beraterin. Sie begleitet Einzelpersonen und Teams dabei, persönliche und organisationale Resilienz zu steigern.

Erster konkreter Schritt zur starken Resilienz: Bestandsaufnahme

„Zuerst geht es darum, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen.“, verrät Bele Irle: „Was sind die Bereiche, die besondere Aufmerksamkeit von mir fordern? Resilienz-Coaching arbeitet mit Modellen, um Stress sichtbar zu machen und zu definieren. Und macht deutlich: Stress ist nicht unbedingt immer schlecht. Manchmal braucht es einen gewissen Schmerz, um Veränderung überhaupt erst möglich zu machen.“

Zusätzlich ist der Umgang mit Stress sehr individuell. Während einige bei einem gewissen Pegel schnell in die Überforderung gelangen, brauchen andere ein gewisses Maß an Stress, um erst richtig in Bewegung zu kommen. Diese individuellen Bedürfnisse, gilt es also erstmal zu definieren. „Ich kenne mich am besten“, erklärt die Trainerin: „und von außen kann mir keiner sagen, was mir guttut, oder wo meine Grenzen liegen. Das heißt, ich muss meine eigene Situation ehrlich einschätzen.“

Ein konkretes Tool ist das Energiefass:

Das Energiefass erlaubt, visuell darzustellen, wie hoch der sprichwörtliche Energiestand ist. Es werden die Belastungen definiert, die zur Anhäufung des Workloads beitragen und welche Arbeitsabläufe diesen wieder entlastet. Das ist vor allem für Teams sehr gut, um in der Bestandsaufnahme direkt zu sehen, welche Bereiche besonders zu Belastung beitragen. Gut ist es auch, gleich mehrere Fässer zu definieren und vor allem persönliche Belastungen offen mit einfließen zu lassen. „Wir können das Privatleben nicht außen vorlassen. Persönliche Stressfaktoren spielen eine mindestens genauso große Rolle.“

Persönliche Stressfaktoren betreffen unter anderem unser privates Umfeld, Freunde und Familie. Wie wir mit diesen persönlichen Faktoren umgehen, fließt dann wieder umgehend in unseren Arbeitsalltag ein. Und da ein Team bekanntlich aus vielen Einzelpersonen besteht, kollidieren auch ebenso viele Persönlichkeiten. Temperament, kognitive Kompetenzen und Coping-Mechanismen spielen alle zusammen. Für eine ehrliche Selbst- und Teameinschätzung, ist es daher hilfreich, genau diese Felder abzuklopfen. Der Psychologe Friedrich Lösel teilt zum Beispiel einige Persönlichkeitsaspekte danach ein, ob sie Resilienz fördern oder nicht:

+ -
Realistische Planung Impulsivität
Aktive Problemlösung Passiv-aggressive Problemlösung
Frusttoleranz Keine Hilfe suchen / beanspruchen
Humor Negativität

 

Auf den ersten Blick vielleicht redundant. Die ehrliche Bewertung des eigenen Verhaltens und der eigenen Reaktion liefert aber doch meistens überraschende Ergebnisse. Auch ein sonst ruhiger und ausgeglichener Mensch kann nach eingehender Evaluation feststellen: in den letzten Wochen war der Workload so hoch, dass Humor und Frusttoleranz auf der Strecke geblieben sind. Auch ob die Planung realistisch ist, lässt sich oft erst beantworten, wenn man ein paar Meilensteine seines Plans erreicht hat und sieht, wie viel Zeit noch übrig ist.

Zweiter Schritt: Veränderungen umsetzen

Im nächsten Schritt geht es dann darum, aus dieser ehrlichen Bestandsaufnahme eine Veränderung abzuleiten. Das braucht vor allem Zeit, wie Bele Irle weiß: „Gelernte Abläufe und Workflows sind lebende Systeme, die sich selbst immer wieder kreieren. Das heißt, bis eine Veränderung im System erfolgen kann, muss eine ganze Zeit lang der Ablauf bewusst verändert werden.“

Sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Umfeld, tendieren wir dazu, zu diesen gelernten Abläufen zurückkehren zu wollen. Selbst, wenn sie ungesund sind. Es ist das, was wir kennen – und was für uns in der Vergangenheit funktioniert hat und wichtig war. Weil wir in der Gründungsphase einfach durchhalten mussten, um das Projekt auf die Beine zu stellen. In der Test- und Entwicklungsphase ist es dann wichtiger, flexibel zu sein. Erst die stetige und konsequente Veränderung erlaubt, von diesen Gewohnheiten loszulassen.

Ein übliches Stressthema ist Produktivität. Wie wir sie bewerten und woran wir sie messen ist sehr individuell. Oft wird es mit Arbeitsaufwand gleichgesetzt, das ist aber nicht immer korrekt. Gerade ein zu kurz gestraffter Zeitplan hemmt die Produktivität, sobald das Team an seine Leistungsgrenzen gerät. Zu wenig Zeit für genügend Schlaf in der Nacht oder fehlende Atempausen zwischendurch können bereits ausreichend sein, um die eigene Resilienz zu schwächen.

Das häufigste Problem: kein offener Dialog

„Es wird immer noch eine Fassade aufrechterhalten. Ein ehrlicher Austausch über die Leistungsfähigkeit von Mitarbeiter:innen findet oft nicht statt. Meist wird auf Erfahrungswerte zurückgegriffen. Nach dem Motto: So haben wir das schon immer gemacht.“, fasst Bele Irle ihre Erfahrung in der Beratung von Unternehmen zusammen. Erwartungshaltungen sind noch immer häufig an feste Rollen gebunden, die den Mitarbeiter:innen zugeschrieben werden. Gerade, wenn sie nicht die Möglichkeit haben, offen mit ihrer Verletzlichkeit oder Sensibilität umzugehen.

Langfristig können diese fehlende Ehrlichkeit und der Mangel an offenem Dialog reale und ernsthafte Konsequenzen haben. Man spricht von „Volkskrankheiten“, wenn psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen besprochen werden. Der stetige Zuwachs dieser Erkrankungen erfolgt aus einer langanhaltenden Dauerbelastung. Und die nimmt ohne einen offenen Austausch nicht ab. Resilienz-Training sorgt dafür, dass es gar nicht erst so weit kommt.

Gerade wenn du eine Veränderung vor dir hast, einen großen Schritt planst, vielleicht eine Gründung oder die Umsetzung deiner Medienidee, ist es wichtig, frühzeitig an deine Resilienz zu denken. Ist jetzt gerade der richtige Zeitpunkt für dich? Wie sieht meine persönliche Situation aus? Wie sieht die meiner Teammitglieder aus? Resilienz-Training kann dir helfen, dich schon im Vorfeld auf das vorzubereiten, was dich erwartet. Und deine eigene Situation ehrlich und realistisch einzuschätzen.

Wir haben noch mehr Artikel aus diesem Themenfeld für dich:

Mehr Blog

top