4. Wer in der creator economy überleben will, muss seine Einkünfte diversifizieren.
Von den oben referierten Substack-Zahlen sollte man sich nicht täuschen lassen: Die meisten Journalist:innen verdienen mit den Beiträgen der Mitglieder ihrer Community nicht genug Geld, um alleine davon leben zu können. Auf Patreon etwa verdienten 2017 nur zwei Prozent der creators in den USA mehr als den dortigen Mindestlohn in Höhe von 1160 Dollar im Monat.
Das Geschäftsmodell der creator economy zielt im Kern auf Nischen, auf kleine, hoch engagierte Zielgruppen, die bereit sind, 5, 10 oder mehr Euro für eine Publikation zu zahlen, die ihnen am Herzen liegt. Wer alleine auf diese Beiträge setzt, muss 500 bis 1000 Abonnent:innen gewinnen (und halten); wer zu zweit oder dritt an einem Projekt arbeitet dementsprechend mehr.
Doch hier endet das Geschäftsmodell der creator economy nicht, im Gegenteil: Wer einen Newsletter oder einen Podcast betreibt, wird als Expert:in wahrgenommen, kann Vorträge halten oder Webinare geben. Wer eine klar umrissene Zielgruppe hat, kann Werbekunden ansprechen, die eben jene Zielgruppe erreichen wollen. Einer der creators, mit denen ich gesprochen habe, sagt, er verdiene sogar deutlich weniger Geld direkt über Mitgliedschaften als mit den Aufträgen (für Vorträge oder Schulungen zum Beispiel), die er über sein Angebot generiert.
Wer sich voll und ganz aufs Publizieren konzentrieren möchte, kann im Übrigen über höhere Preise, eine größere Zielgruppe oder ein B2B-Geschäft nachdenken. Wenn ein:e Journalist:in relevant ist für einen bestimmten Industriezweig, kann er/sie auch vielleicht 249 Euro oder gar 999 Euro pro Monat verlangen, damit die Manager eines Unternehmens in der Branche ihren Newsletter oder Podcast konsumieren können. Gleich zwei sehr spezialisierte Kollegen, die überlegen, nebenberuflich einen Newsletter zu starten, sagen, dass sie diesen auf Englisch publizieren wollen: „Auf Deutsch hätte ich keine Chance, der Markt ist einfach zu klein“, sagt der eine. Der andere meint: „Die Nische gibt es, sie ist allerdings nur groß genug auf Englisch. Da gibt es wenig Konkurrenz.“